Wäre es nicht besser, Hausfrau zu sein? – Weibliche Energie, Balance und Selbstwert im Alltag
- Melanie Meister

- 12. Sept.
- 4 Min. Lesezeit
Warum ich mir die Frage nach dem Hausfrau-Sein gestellt habe
Diese Frage habe ich mir in letzter Zeit öfter gestellt. Und ich kann mir vorstellen, dass das auf den ersten Moment irritierend wirkt. Denn wir Frauen tun so viel, um nicht mehr in diese Rolle gesteckt zu werden. Doch ich habe plötzlich etwas erkannt und das möchte ich gerne mit dir teilen.

Mein Weg von der Karrierefrau zur Suche nach Balance
Lass mich erklären, wie ich überhaupt auf diese Frage gekommen bin. In den letzten zehn Jahren habe ich nach dem klassischen Ausbildungsweg von Lehre und Bachelorstudium ausschliesslich in Führungspositionen gearbeitet. Ich habe täglich Unmengen geleistet, viele Entscheidungen getroffen, meine analytischen Fähigkeiten eingesetzt, war zielstrebig und durchsetzungsstark. Alle zwei bis drei Jahre habe ich entweder den Job gewechselt oder unbezahlten Urlaub genommen, um mich zu erholen. Es war von Nöten das zu tun und zwischen den Jobwechsel habe ich mir gut und gerne auch mehrere Monate Auszeit gegönnt. In mir drin habe ich gespürt, dass dieses ewige Tun, Umsetzen und Leisten mir nicht guttut. Ich mochte meine Arbeit und den Kontakt zu den Menschen aber die Art und Weise, das tägliche Abarbeiten, Leisten und Umsetzen fühlte sich falsch an.
Yin und Yang – weibliche und männliche Energie im Alltag
Auf der Entwicklungsreise meiner Persönlichkeit bin ich dann vertieft in Yin Yang, die weibliche und männliche Energie, eingetaucht. Es ist nicht schwer das zu verstehen. Jeder Mensch hat beide Energien in sich und im Idealfall sind sie im Gleichgewicht. Bei mir war das nicht der Fall. Den Grossteil des Tages war ich in der männlichen Energie und die Freizeit reichte bei weitem nicht um einen Ausgleich zu schaffen. Was mir fehlte war die Hingabe, Kreativität, Ruhe und das Sein ohne etwas zu Tun.

Was uns oft an der Hingabe hindert
Es fiel mir schwer nach einem Arbeitstag einfach nichts zu tun. Bestimmt kennst du das auch. Wenn du erst mal im Strudel drin bist, dann funktionierst du immer weiter und kannst eigentlich gar nicht mehr damit aufhören. Alles willst du sofort und effizient erledigt haben. Es ist dann richtig schwer da auszubrechen. Heisst also auch weiterhin in der männlichen Energie zu sein.
Nachdem ich das zwar im Kopf schon verstanden hatte, dauerte es trotzdem noch viele Monate, bis ich auch auf körperlicher Ebene die Erfahrung machen durfte. Erst dann hatte ich es tatsächlich verstanden. Dazu musste sich erst einiges in meinem Leben verändern. In den letzten fünf Monaten genoss ich eine weitere Auszeit zwischen zwei Anstellungen und inzwischen habe ich mir eine gesunde Teilselbständigkeit aufgebaut und arbeite aktuell noch 50 % in Anstellung. Das ist wirklich ein Segen, denn dadurch hat sich mein Alltag enorm verändert.
Wie ich gelernt habe, meiner weiblichen Energie Raum zu geben
Im Alltag verspüre ich jetzt nebst der Arbeit genug Energie und habe auch die nötige Zeit um meiner weiblichen Energie zu folgen. Ich spüre diese Hingabe zum Leben, zu meiner Schöpferkraft und meiner Kreativität. Es gibt immer wieder diese leeren Momente, wo es nichts zu tun gibt und ich intuitiv meiner Lust und Freude folge. Mal backe ich dann ein Brot oder ein Kuchen, Mal hole ich die Farbstifte und male oder ich höre Musik und tanze einfach durch die Wohnung. Mich hinzugeben bedeutet für mich ziel- und absichtslos etwas zu tun. Das Resultat spielt dabei keine Rolle. Loszuspazieren ohne eine Route und Dauer zu kennen. Ein Buch zu lesen und dabei komplett die Zeit verlieren, weil genug Zeit vorhanden ist. Stattdessen in der männlichen Energie zu sein, fühlt sich an, als wäre alles ein Notfall. Im Haushalt schnell den Geschirrspüler ausräumen, gleichzeitig Kochen und den Einkaufszettel schreiben. Das passiert genau dann, wenn du nicht aus der Spirale rauskommst. Da bleibt keine Sekunde für Tanzen oder Summen. Es ist ein purer Überlebenskampf um danach vor dem TV oder Social Media reizüberflutet und erschöpft einzuschlafen.

Hausfrau-Sein neu gedacht – zwischen Tradition und Selbstbestimmung
Vielleicht verstehst du langsam auch, warum ich mir die Frage stelle ob es nicht besser wäre Hausfrau zu sein? Unabhängig vom Patriarchat und unserem Wirtschaftssystem habe ich meine eigene Wahrheit gefunden. In der Hingabe zu Kochen und Backen, dabei meiner Kreativität freien Lauf zu lassen ist doch pure Weiblichkeit. Kräuter, Beeren und Früchte zu sammeln, sie zu verarbeiten und dabei die frische Luft einzuatmen und die Natur zu spüren – pures empfangen und nähren. Nicht Tag für Tag konstant zu leisten, sondern zyklisch zu leben. Was, wenn die Tätigkeiten einer Hausfrau so viel gesünder wären für uns Frauen? Es geht mir nicht darum, dass wir nur noch Hausfrau sein müssen. Es geht mir darum, dass es möglich sein sollte einen Alltag zu gestalten, indem wir die Balance der Energien halten können. Und es sich nicht anfühlt, als wären die kreativen Dinge auch noch ein weiteres To-Do. Wir brauchen diese leeren freien Momente. Denn erst dann kann etwas Kreatives erschaffen werden.
Gesellschaftsdruck und der Wert von Leistung
Ist es nicht so, dass es uns schwerer fällt gar nichts zu tun, als sehr viel zu tun. Weisst du, woher das kommt? Da ist ein grosser Gesellschaftsdruck vorhanden. Denn nur wer leistet ist etwas wert. Das schwingt so krass mit bei allem, was wir tun. Unbewusst und doch so allgegenwärtig. Schon von klein auf werden wir für unsere Leistung bewertet. Das braucht viel innere Arbeit im Erwachsenenalter, insbesondere auch bei der Selbstliebe und dem Selbstwert und schliesslich in der eigenen Erlaubnis fürs Nichts-Tun.
Mein Fazit: Balance statt ständiger Leistung
Ich kann euch sagen "dolce far niente" – das süsse Nichts-Tun ist hervorragend. Nach einigen Monaten in diesem neuen Lebensabschnitt habe ich erfahren, gespürt, erlebt und verkörpert, dass mir das Hausfrauen-Sein in die Balance verhilft. Wir kämpfen um Gleichberechtigung, aber wir sind doch gar nicht gleich. Ich bin für Mitspracherecht auf Augenhöhe, aber ich will gar nicht gleich leisten wie ein Mann.
Was sind deine Gedanken dazu? Wie findest du in deine Balance?
Das ist ein persönlicher Einblick in meine Gedankenwelt. Es ist meine Ansicht durch meine persönliche Wahrnehmungsbrille, wie ich die Welt sehe. Es darf dich anregen und bewegen. Prüfe immer, was davon für dich stimmt und was deine eigene Wahrheit ist.




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