Gedanken auf Wanderschaft
- Melanie Meister

- 18. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Ich war kürzlich im Oktober auf einer Weitwanderung. In sechs Etappen wanderte ich von Chur durch das Val Surses über den Septimerpass und durch das Bergell bis nach Chiavenna IT. Es war ein wilder Ritt ich sag's euch - 110 Kilometer und noch viel mehr Höhenmeter.
Nach der Wanderung war ich wieder bei mir angekommen. In mir - ich spürte wieder den leeren hellen Raum in mir. Dieser Kanal, durch den das höhere göttliche durch mich fliesst. Auf der Rückreise im Zug mit Musik von Alex Serra in den Ohren floss es durch meine Finger auf Papier. Möge es dich inspirieren und entführen..

Ich spüre diese Dankbarkeit für meinen Körper, der diese Tour gemeistert hat, meine Füsse, die zehntausende Schritte hinter sich haben. Für das Privileg, dass ich so etwas erleben durfte. Dankbar für mein mutiges Herz und die Vision. Meine Augen sind genährt von Schönheit, meine Ohren erfüllt von friedvoller Stille und rauschenden Bergbächen, meine Lunge voller sauberer und klarer Luft, mein Herz überfüllt mit unzähligen Mikro-Momenten .. - die erste Kastanie am Boden erblickt, das belebende Kältebad im klaren Bergsee, der Geruch wilden Thymians am Wegrand, die rote Rhätische Bahn, die ihren Weg durch die Landschaft schlängelt, der Geruch von Rauch, der über den Häusern aus den Kaminen empor steigt und den Winter ankündigt, das Eichhörnchen das eifrig seinen Vorrat sammelt oder der Specht, der die Stille mit seinem Klopfen durchbricht, die golden leuchtenden Lärchen und der Blick auf den tiefblauen Bergsee, das neue unbekannte Tal vor mir.. unzählige Mikro-Momente. Glasklar erlebt und genau so eingeprägt, weil ich so sehr im Moment war.
Es braucht den Mut zu starten, den Willen es durchzuziehen und erst die herausfordernden Momente zeigen mir, wo meine Grenzen sind und dass ich über mich hinauswachse. Alleine unterwegs sein heisst alleine klarzukommen, alleine zu kämpfen, alleine im Restaurant zu essen und alleine zu sein mit den Gedanken. Stundenlang alleine zu sein ohne jeglichen menschlichen Austausch. Dann lernst du dich kennen.
Du spürst den Stolz in dir. Du erkennst deine Leistung an. Du webst Erinnerungen, die dir keiner mehr nehmen kann. Momente des puren Glücks. Das Erkennen, dass ich genau am richtigen Ort zur richtigen Zeit bin. Das innere Erquicken genau ab dieser Situation. Diese geballte Ladung der Freude in jeder Zelle meines Körpers. Es bleibt für die Ewigkeit. Diese Erlebnisse werden besonders abgespeichert. Als ob es eine Gallerie der schönsten Momente des Lebens im Gehirn gäbe. Dort hängt ab jetzt ein neues Kunstwerk.





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